Wenn Schwangerschaftssymptome und Sexleben nicht miteinander vereinbar sind, kann es schonmal zwischen einem Pärchen kriseln. Zwischen zwei Welten, der unglaublichen Freude über ein neues Familienmitglied und der absoluten Traurigkeit über fehlende Nähe, Zuwendung und Zweisamkeit. Wie wir langsam einen Weg raus gefunden haben, erzähl ich euch:

2 Tage nach meinem Eisprung wusste ich es! Schwanger! Das war eins unserer wilderen Wochenenden in Bezug auf unser Sexleben seitdem der Herzbube da ist. Mit unruhig schlafendem Kleinkind im Bett und einem vollgepackten (Arbeits-)Alltag, ohne helfender Oma in der Nähe, ist es gar nicht so leicht, regelmäßig Zeit zu zweit einzuplanen, in der man nicht die To-Do-Liste des nächsten Tages bespricht. Das muss ich denke ich keinem erzählen, jedes Elternpaar weiß, wie das ist. Der Mann lachte noch hämisch, als ich ihm meine Vermutung verkündete: „Wenn wir mit der Quote weitermachen, haben wir in 10 Jahren eine Fußballmannschaft!“ Wo er recht hat, hat er wohl recht. Aber zurück zum Thema.

Schon vor dem positiven Schwangerschaftstest ging es los – Morgenübelkeit. Aber eben nicht nur morgens, nein, den ganzen Tag. Die komplette Nacht und andauernd. Diese Übelkeit zerschoss mir nicht nur den Appetit auf alles Essbare, ich konnte nichts trinken und war dementsprechend mitgenommen. 10 Wochen auf permanenten Nahrungsentzug und mit höchstens 500ml Wasser am Tag, denn mehr bekam ich beim besten Willen nicht runter, wird nicht nur die schönste Nebensache der Welt zur Nebensache, denn dein einziges Ziel ist das tägliche (Über-)Leben.

Hinzukommt diese unglaubliche Müdigkeit, die wir alle kennen. In der ersten Schwangerschaft hat sich das nicht so krass angefühlt. Vielleicht, weil ich ohne wildes Kleinkind einfach noch genügend Pausen zum Ausruhen hatte. Damals ging es vor lauter Glücksgefühlen über die bevorstehende Elternschaft ständig heiß her im Bett, auf der Couch oder in der Küche. Ja, sogar Sex auf dem geschlossenen Klodeckel! Und jetzt? Jetzt bin ich einfach froh, wenn mir abends noch meine Socken passen und mich mal keiner anfasst oder an mir dran klebt. Es ist deshalb keine Überraschung, dass die Lust auf Intimität, Nähe und Körperlichkeit nicht im Vordergrund standen.

Sex

Genau wie jedes Kind anders ist, ist auch jede Schwangerschaft individuell. Also kein Wunder, dass dieselbe Frau einmal wildes Verlangen und Hingebung verspürt und bei der nächsten Schwangerschaft plötzlich alles ganz anders ist. Das ist aber vollkommen normal. Auch ist dieser Gemütszustand nicht immer von Dauer. Während des 1. Trimesters haben viele Frauen erstmal mit sich zu tun und wenig Lust auf Sex. Im entspannten schönen zweiten Trimester kommt der Appetit meist zurück, bevor der immer größer werdende Bauch wieder zu mehr Ruhe im Elternbett führt. Das alles kann vollkommen normal sein, wenn es bei dir anders ist, ist auch das ok. Denk daran, du bist einzigartig!

Mein erstes Schwangerschaftsdrittel neigte sich dem Ende zu und mit Beginn der 12. Woche fielen auch die ersten Schwangerschaftsanzeichen von mir ab. Die Übelkeit verschwand und wenige Wochen später auch diese schreckliche Müdigkeit. Natürlich bin ich auch jetzt nach einem ganzen Tag Wutanfälle begleiten und Unfälle vermeiden abends geschafft und müde, aber ich merke, wie jeden Tag mehr Energie in meinen vor sich hinvegetierenden Körper kommt.

Dieses Wochenende war es also so weit! Als der Mann aus der Einschlafbegleitung kam, saß ich nicht wie sonst die letzten Wochen leblos auf dem Sofa und ließ mich berieseln. Wir hatten einen wunderschönen und urkomischen Spieleabend zu zweit. So viel gelacht und Blödsinn gequatscht haben wir schon lange nicht mehr! Kein Wunder also, dass mit steigender Lebensfreude und gemeinsamer Zeit auch die Lust auf Intimität, Sex und kleidungsloser Nähe zurückkam. Dieses unglaublich schöne Wochenende war der Startschuss in eine neue Bettgeschichte.

Ihr könnt euch vorstellen, dass nach mehr als 13 Wochen der Anpfiff nicht ganz einfach war. „Hier zwickt es, da zwackt es und bitte leg dich bloß nicht so auf meinen Bauch!“ – aber alles uninteressant, wenn beide Spaß haben und es bis in die Ziellinie schaffen!

Unsere besten Tipps:

  • Reden, reden, reden! Ja, da darf es auch mal über WhatsApp sein, Hauptsache es ist gesagt. Denn mir war es immer wichtig, dass mein Partner weiß es liegt nicht an ihm. Ich wiederholte also täglich die Worte: Sorry, Schatz! Du weißt, wie heiß ich dich finde, aber ich bin einfach nur im Ar***! Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der Partner denkt, dass er das Problem ist.
  • Verständnis für die Situation mitbringen! Nicht nur dein Partner, auch du als Schwangere. Wenn du so bist wie ich, fehlt dir das körperliche trotz aller Umstände. Entspann dich und nehme die Situation an, es hilft nichts sich gegenseitig oder sich selbst unter Druck zu setzen. Sex soll Spaß machen und kein Punkt auf der To-Do-Liste oder ein Akt der Selbstbestrafung sein, nur um den Partner glücklich zu machen.
  • Sex passiert nicht einfach so, wenn es dir körperlich gut geht, plant euch Zeit für euch ein. Nein, da soll nicht im Kalender groß und bedrohlich die Worte: Sex Date stehen. Wenn ihr gemeinsame Zeit zu zweit verbringt, und zwar als Paar und nicht als Eltern, zusammen lacht und euch austauscht, passiert es schon ganz von allein. Seelische, physische Nähe, die die beste Voraussetzung für die Lust auf den anderen ist.
  • Ängste teilen und verstehen. Dein Partner hat womöglich dieselbe Angst wie du, eurem ungeborenen Kind könnte etwas beim Geschlechtsverkehr zustoßen. Dann sprecht darüber und sucht euch Stellungen, mit denen ihr beide euch wohlfühlt. (Mein Favorit: Die Reiterstellung. So kannst du den Druck von deinem Bauch nehmen und hast Platz. Außerdem entscheidest du wie tief dein Partner eindringt.)
  • Und mein Lieblingstipp: Den Fernseher auch mal auslassen. In der Dauerberieselung findet man nur schwer den Pausenknopf, um körperlich zu werden und viel Kommunikation miteinander kann vorher auch nicht stattfinden. Hier könnte man wieder auf eine Art Datenight zurückgreifen, wo ihr feste Zeiten für euch als Paar einplant. An den anderen Tagen kann man es sich kuschelnd vor dem Fernseher gemütlich machen.

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